Lateinisches Gebet

Auf Bl. 85r des Sakramentars wurden nicht nur die beiden Zaubersprüche vermerkt. Die letzten sechs Zeilen des Blattes bildet ein lateinisches Gebet, dessen Autor jedoch nicht der gleiche ist.

Ein Indiz für diese Annahme ist nicht nur das völlig andere Schriftbild, zu dem auch die unterschiedliche Form der Hagal - Rune zählt: während sie im den eigentlichen Zaubersprüchen als .H. erscheint (Zeile 4), hat sie im anschließenden Lateinischen Gebet die Form .N. (Zeile 2).

Typisch ist zudem die häufige Verwendung von z.T. individuellen Ligaturen (Verschmelzung zweier oder mehrerer Buchstaben zu einer Glyphe), die in den Zaubersprüchen völlig fehlen:

  • 1. Zeile, die ersten drei Wörter: Om(ni)p(ot) se(m)piterne d(eu)s
  • 2., 5., 6. Zeile: Ligatur "per" (im Bild rot)
  • 2. und 4. Zeile: Ligatur "et" (im Bild grün)
  • 2. und 3. Zeile: Kürzel für "m" (im Bild violett)
  • 3. Zeile: im letzten Wort "spiritum" Ligatur der Buchstaben "-irit-" (im Bild blau)


  • Die Fortsetzung des Gebetes könnte aus der Formel "[per]...Dominum nostrum Jesum Christum, Filium tuum..." bestanden haben.